Herr Eicker hat auch etwas zu sagen

Manchmal – aber wirklich nur manchmal – lohnt es sich tatsächlich sich lauthals zu beschweren. So geschehen, als Herr Eicker im Lehrerzimmer seinem Ärger darüber Luft machte, dass er aus verschiedenen Gründen immer nur auf Klassenfahrten mit der 5. oder 6. Klasse fahren durfte. Und das heißt irgendwo im Bremer Umland Bäume zählen. Nicht falsch verstehen! Es waren wirklich tolle Klassenfahrten!! Aber wenn man immer wieder von Kollegen angeboten bekommt, die tollsten Städte Europas zu erkunden und nein sagen muss, kann das schon ein bisschen Wehmut wecken. 

„Berlin?“ „Nein.“

„Wien?“ Nein.“

„Prag?“ „Nein.“

„London?“ „Nein.“ 

„Veneeeedig?“ „Neeeein!“

„Komm doch mit nach Australien, das liegt außerhalb der regulären Fahrtenwoche und ich suche gerade noch nach einer Begleitung“, meinte Frau Otten (damals noch Matzner) zu mir. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, ich bin dabei!

Während meiner Schulzeit bestand nicht die Möglichkeit zu solch einem außergewöhnlichen Austausch. Nach dem Abi habe ich aber fast jede Gelegenheit genutzt, neue Ecken der Erde zu entdecken. Australien war bisher noch nicht dabei. Meine Schwester arbeitete fast ein Jahr lang als Au Pair in Brisbane und ich überlegte damals natürlich, sie an der Sunshine-Coast zu besuchen. Leider überschnitt sich ihr Aufenthalt in Down Under ziemlich genau mit meinem Examen, sodass ich mich gezwungen sah, diese Chance sausen zu lassen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich nur ein paar Jahre später als Lehrer tatsächlich nach Australien reisen würde.

Mit Australien verbinde ich Sonne, ein entspanntes Lebensgefühl und großartige Natur. Doch auch dieser Kontinent hat eine bewegte Geschichte hinter sich, die ich besser kennenlernen will. Australien ist ein Land, das Europäern lange hauptsächlich dazu diente, Gefangene auszulagern. Menschen, die in ihrer Gesellschaft versagt hatten, wurden mit Schuld beladen ans andere Ende der Welt geschifft. Heute kommen jedes Jahr tausende Touristen freiwillig dorthin, um zu staunen und Kraft zu tanken. Zeiten ändern sich. Das haben auch die Aborigines erleben müssen, als immer mehr Europäer das für sich beanspruchten, was für sie heilig war und ihre Lebensgrundlage bedeutete. Auch deshalb freue ich mich auf Begegnungen mit den Ureinwohnern des Landes. Niemand kennt den Kontinent so gut wie sie. Vermutlich stellen ihre Beobachtungen einiges in Frage, was in meiner Kultur einen hohen Stellenwert hat. Auch das gehört zum Reisen: sich hinterfragen lassen.

Keine Frage ist, dass die Nummer 1 der australischen Singlecharts richtig Laune macht und bei mir das Fernweh weckt. Ich bin gespannt, welche großartigen Erinnerungen wir in ein paar Wochen mit diesem Lied verbinden werden.